Eine Kalte Dusche Für Sven-Ole (German)


by Hans Jorgens

Schon, als er von seiner Mutter an der Haustuer begruesst wurde, spuerte Sven-Ole, dass irgendwas nicht stimmte. Als sie ihm den obligatorischen Kuss aufdrueckte, vermied sie eine Umarmung. Wenn er sonst von laengeren Pfadfinder-Touren zurueck gekehrt war, hatte sie ihn erst einmal innig und lange gedrueckt.

"Papa will dich sprechen", sagte sie knapp und machte den Weg frei.

Sven-Ole war ein gut erzogener Junge. Also stellte er seinen Rucksack erstmal im Flur ab und oeffnete die Tuer zum Wohnzimmer, in dem sein Vater um diese Zeit gewoehnlich seine Zeitung zu lesen pflegte.

"Hallo Papa", sagte er so munter wie moeglich.

"Da bist du ja", war die kurze Erwiderung.

Herr Klinger legte die Zeitung zur Seite, stand auf, ging auf seinen Sohn zu und haute ihm unvermittelt links und rechts ein paar an die Ohren. Sven-Ole war voellig verdattert. Traenen schossen ihm in die Augen. Er hielt sich die brennende linke Wange und stand in seiner Pfadfinderuniform mitten im Raum.

"Weisst du, wofuer die sind?", fragte sein Vater gefaehrlich leise.

Sven-Ole versuchte vergeblich, sein Suendenregister zu durchwuehlen. Er war viel zu verwirrt.

"Na?", hakte Herr Klinger nach und verpasste seinem Sohn noch eine Backpfeife auf die freie Wange.

"W...was ist denn los?", fragte der Junge mit schwankender Stimme.

"Du warst am Tag vor deiner Reise im SPAR-Markt. Was hast du da gekauft?"

O Gott, was kam denn jetzt? Sven-Ole begann leicht zu schwitzen.

"Cola und Kaugummi", sagte er wahrheitsgemaess.

"Gut. Und was hast du geklaut?"

Scheisse, scheisse, scheisse, sein Vater wusste bescheid. Dabei hatten die im Laden doch gar nichts bemerkt!

"W...wieso geklaut?", stotterte er fast unhoerbar.

Klatsch! Klatsch! Erneut hatte es zweimal eingeschlagen.

"Das moechte ich von dir wissen, Bengel. Wieso hast du bei SPAR eine Flasche Rotwein gestohlen?"

"Aber ..."

"Aber was?"

Der Junge begann zu heulen. Er wusste, was gleich geschehen wuerde. Wann hatte er seinen letzten Hinternvoll bekommen? Vor fuenf, sechs Monaten vielleicht. Er dachte mit Grauen daran zurueck.

"Es war eine Mutprobe!", stiess er verzweifelt hervor. Das stimmte sogar. Marcel und Timo hatten ihn dazu ueberredet.

"Tolle Sache", hoehnte Herr Klinger, "und damit blamierst du uns vor Herrn Sagebiel bis auf die Knochen. Wirklich eine tolle Aktion, du dummer Rotzbengel!"

Herr Sagebiel war der Inhaber des kleinen Supermarktes, und Sven-Oles Eltern kannten ihn schon mindestens zwanzig Jahre.

"Und wo ist die Flasche jetzt?"

"Die ... die haben wir ... ausgetrunken."

"Ach, nun sieh' mal an, erst klauen und dann die erfolgreiche Tat auch noch mit Alkohol begiessen. Das wird ja immer schoener!". Herr Klinger war restlos bedient. "Schuhe aus, Hemd aus, Hose aus, aber blitzschnell, wenn ich bitten darf!"

"Nein Papa, bitte nicht!!"

"Dir werd' ich so den Arsch versohlen, dass du eine Woche lang nicht sitzen kannst, mein Freundchen. Also, los!"

Der Junge hockte sich nieder und begann, seine Wanderstiefel auszuziehen.

"Zack, zack, mein Freundchen!"

Nach dem er sich der Schuhe entledigt hatte, nestelte Sven-Ole den Knoten seines Pfadfinderhalstuches und die Knoepfe seines hellbeigen Oberhemdes auf. Tuch und Hemd legte er ueber eine Stuhllehne, oeffnete dann die beiden Reissverschluesse seiner kurzen, grauen Lederhose, stieg aus der Hose heraus und legte sie zu den anderen Sachen. Mittlerweile hatte Herr Klinger seinen Lederguertel aus den Hosenschlaufen gezogen. Er schnappte er sich den Jungen an einem Arm und liess den Guertel mit Wucht auf den duennen weissen Slip und die Oberschenkel seines Sohnes niedersausen.

"Aua, aua, Papa, bitte, bitte, Papa, nicht hauen, auaaaaa, auaaaaaa, auuuuuaaaaaa, aaauuuuuaaaaa, aaaauuuaaaaa!!!"

Herr Klinger liess seine ganze aufgestaute Wut heraus, waehrend er seinem Sohn berichtete, dass der Ladeninhaber ihn sehr wohl dabei beobachtet hatte, wie er die Weinflasche in seiner Schultache verschwinden liess. Da Herr Sagebiel den Jungen aber sehr mochte und wusste, dass Sven-Ole am folgenden Tag mit seinem Pfadfinderhaufen auf grosse Tour gehen wuerde, hatte er zunaechst geschwiegen, um ihm die Ausfahrt nicht zu vermasseln. Am uebernaechsten Tag war er dann bei den Eltern vorstellig geworden und hatte ihnen von dem Vorfall berichtet. Diese waren zunaechst fassungslos gewesen, hatten den Wein schliesslich aber bezahlt und Herrn Sagebiel versichert, dass so etwas nie wieder vorkommen wuerde. Daraufhin hatte der Ladeninhaber auf eine Anzeige verzichtet.

Immer wieder klatschte der Riemen auf den schlanken Jungen nieder. Breite rote Striemen zeichneten sich auf beiden Oberschenkeln ab. Schliesslich liess Herr Klinger den Guertel fallen, fasste seinen heulenden Sohn bei einem Ohr und zog ihn mit sich aus dem Wohnzimmer hinaus, ueber den Flur, die Treppe hinauf in das Zimmer des Jungen, wo er ihn schliesslich aus dem schmerzenden Griff entliess.

Waehrend sich Sven-Ole auf das Bett fallen liess und verzweifelt seinen gepruegelten Hintern rieb, ging Herr Klinger ins Bad und griff nach der hoelzernen Waschbuerste, die auf dem Badewannenrand lag. Mit der Buerste in der Hand kehrte er in das Kinderzimmer zurueck.

Der Junge sah das Instrument in der Hand seines Vaters und schrie auf: "Nein, Papa, nicht mit der Buerste, bitte, bitte, bitte!!!"

Herr Kinger zog ihm wortlos die Unterhose vom Hintern bis unterhalb der Knie und liess die Buerste so hart auf die nackten Pobacken sausen, dass die klatschenden Geraeusche von den posterbehangenen Waenden widerzuhallen schienen.

Sven-Ole wand sich unter den Schlaegen seines Vaters, jaulte, bruellte und heulte wie noch nie in seinem gut dreizehnjaehrigen Leben. Er hatte allen Grund dazu. Herr Klinger verpasste seinem Filius eine derartige Tracht Pruegel, dass beide diese knappen zehn Minuten niemals vergessen wuerden.

"Auaaa, auaaaaa, auuuuuuu, Papapapapapa, bittebittebitte, auuuaaaa, auuuuuuuuuuuuu, lieber Papa, aufhoeren, bittebittebitte, auuuaaaaaauuuaaaaauuuuaaa, ich tu's auch nie wieder, auuuuuuaaaaaaaaaa, auuuaaauaauuuuauuuuaaaaauuuuuuuuuu!!!!!"

Als Sven-Ole sich heiser gebruellt hatte, liess Herr Klinger die hoelzerne Buerste endlich sinken, strich seinem Sohn kurz ueber den kurzen, schweissnassen Haarschopf und befahl ihm, sich am naechsten Tag bei Herrn Sagebiel in aller Form fuer den Diebstahl zu entschuldigen.

"Ausserdem wirst du bis zum Ende der Ferien fuer einen kleinen Lohn jeden Tag drei Stunden lang in seinem Laden aushelfen. Ansonsten eine Woche Stubenarrest und Fernsehverbot. Bis morgen zum Fruehstueck will ich dich nicht mehr sehen und keinen Laut mehr von dir hoeren. Haben wir uns verstanden?".

"Ja, Papa."

Sven-Ole blieb noch eine Weile auf seinem Bett liegen und heulte sich richtig aus, waehrend er immer wieder mit beiden Haenden das hoellische Brennen auf seinen Hinterbacken und Oberschenkeln zu loeschen versuchte. Es gelang ihm nicht. Vielleicht konnte eine kalte Dusche helfen; es wuerde die zweite an diesem Tag fuer ihn sein.


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