Greygton Teile 19 + 20


by Erzähler <Erzhel@gmx.de>

Zum besseren Verstehen der Geschichte lesen sie zuerst bitte die vorherigen Folgen. Auch hier muss ich darauf aufmerksam machen, dass auf Grund der Gesetze, dieses Maerchen nur fuer Erwachsene bestimmt ist. Ohne die Zustimmung des Autors darf die Geschichte nicht an anderen Stellen veroeffentlicht werden. Ich hoffe, dass Sie erleben moechten, wie es im Greygton weitergeht und auch diese Kapitel lesen, auch wenn sie nicht mehr so viel Spank- und _s_e_x_scenen enthalten. Ich wuerde mich ueber Meinungen dazu sehr freuen.< I>

19 Traeume< B>

Die Fagmeister raeumten Garroff sogar einen "Ruhetag" ein. Sie waren der Meinung, dass er ruhig mal fuer sich allein, etwas nachdenken sollte. Garroff dachte schon in der Nacht, vor seinem "Ruhetag" sehr viel nach, denn schlafen konnte er nicht. Die Qualen und Demuetigungen, nicht nur des letzten abends, rissen immer tiefere Narben, nicht nur aeusserlich.

Seine Überlegungen brachten aber nichts Neues. Es gab nur immer wieder Gedanken: >Das habe ich doch gar nicht verdient; Wer von den Baelgern ist schuld daran; Wer kann mich hier rausholen; Was kann ich machen, damit ich rauskomme;<

Bei diesem Gedanken erinnerte er sich an Darton. >Wie war das nochmal gekommen? Es fing doch damit schon an, als Watt den Vorschlag machte: 'Ich denke, wir sollten wenigstens so tun, als ob wir das Alles bereuen'! und der bloede Darton hat dann gesagt: 'Nur so tun'? Ja, dass ist vielleicht die Loesung, ich muss das nur genau ueberlegen!<

Garroff ueberlegte die ganze Nacht. >Ich darf es nur nicht gleich uebertreiben, langsam, Schritt fuer Schritt. Auch wenn ich zuerst nur einige kleine Erleichterungen erreiche, ja, so wie Darton. Der darf mit Crafton in seiner normalen Kleidung spazieren gehen. Und dann, ja dann, habe ich bestimmt eine Moeglichkeit zum Abhauen.< Erst als er alles "ausgearbeitet" hatte, fiel er in den fruehen Morgenstunden in einen leichten Schlummer.

Nach kurzer Zeit wurde er aber schon wieder von Matthews geweckt. Dieser stellte das Fruehstueck auf den Tisch, und erklaerte ihm kurz und knapp, wobei er ein Grinsen nicht unterdruecken konnte: "Du wirst zu deiner eigenen Sicherheit hier im Einzelzimmer bleiben. Auf Grund deiner etwas... "angegriffenen" Gesundheit hast du heute einen Ruhetag. Ich werde auch erst fruehstuecken, und bringe gleich deine Sachen hierhin. Ich werde auch mal unserem Doktor Bescheid geben, dass er dich besucht."

Das er jetzt ein Einzelzimmer hatte, stoerte Garroff nicht grossartig. Mit den anderen war ja auch sowieso nichts anzufangen. Gut, wenn die eben nicht hier raus wollten, so musste er halt alleine hier raus. Und gleich der Doktor, dass war gar nicht schlecht. Da koennte er ja, vielleicht sogar sofort, einen Versuch starten, um seine "Reue" zu zeigen. Aber sofort beim Vater von Toni? Garroff erinnerte sich, was er alles mit Toni gemacht hatte. Die unzaehligen Schlaege, die Vergewaltigung, die Erpressungen zu den _s_e_x_uellen Handlungen, andere widerliche Dingen, die Demuetigungen und den untergeschobenen Diebstahl.

Nachdem Garroff gefruehstueckt hatte, stellte er sich vor den Spiegel und uebte die richtige Mimik fuer sein Vorhaben. Matthews brachte Garroff kurze Zeit spaeter die Sachen aus dem anderen Schlafraum und sagte: "Doktor Coldek kommt noch heute vormittag." Garroff kam ein weiterer Gedanke. Jeder der ihn jetzt sehen wuerde, haette grosse Zweifel an seinem Geisteszustand.

Was er sonst nur unter Zwang beim allmorgendlichen Sport machen musste, machte er jetzt freiwillig? Er tobte so im Zimmer herum, bis er total in Schweiss gebadet war, und legte sich dann ins Bett.

Hoffentlich kam der Hampelmann bald, nicht das er die Prozedur nochmal wiederholen musste. Garroff hatte Glueck, kurze Zeit spaeter kamen Matthews mit Doktor Coldek herein.

Garroff sprang wie eine Feder aus dem Bett und stand stramm. Jetzt war fuer seine Schauspielkuenste die Premiere. Er bat brav mit Handzeichen, um die Erlaubnis, etwas sagen zu duerfen. Nach dem Nicken von Matthews sagte er dann: "Ich bitte um die Erlaubnis, dass ich mit Herrn Doktor Coldek alleine sprechen darf." Matthews hatte gar nichts einzuwenden und verliess den Raum.

Dann setzte der arme Suender einen solchen "Tut-mir-leid-Blick" auf, dass sogar Doktor Coldek ins Staunen geriet. Garroff sah aber auch wirklich so aus, dass man ihn am liebsten in den Arm genommen und getroestet haette. Schoen mit Unterbrechungen, die zeigen sollten, dass es ihm schwerfiel darueber zu sprechen, sagte Garroff dann:

"Ich muss immer wieder.., immer an die armen Kleinen denken, denen ich so weh getan habe. Und... dann noch die anderen... schlimmen Dinge. Es quaelt mich alles so sehr, nur ich..., ja, ich hatte bisher nicht..., hatte bisher einfach nicht den Mut, darueber zu sprechen."

Garroff zog ein Taschentuch hervor und schnaeuzte sich umstaendlich, um dann weiter seine Vorstellung abzuliefern: "Mein Gewissen plagt mich so sehr, dass ich schon nicht mehr schlafe und immer wieder Schweissausbrueche habe. Auch... ihrem... lieben Toni habe ich... habe ich sehr weh getan. Ich will auf jeden Fall mein Gewissen erleichtern und ihnen sagen, dass ich alle diese Dinge zutiefst bereue und ich bitte... sie dafuer um Verzeihung."

Garroff atmete tief durch, >dass war doch wohl ganz gut geworden.< Er wartete jetzt gespannt darauf, was Doktor Coldek sagen wuerde.

Dieser musste seine Wut kontrollieren ueber diese Scheinheiligkeit und offensichtliche falsche Reue. Jedem anderen haette er das vielleicht geglaubt, aber Garroff in keinem Fall, dass stand fuer ihn fest. Aber er liess Garroff erst noch ein bisschen zappeln und dachte: >Was du kannst, kann ich auch.<

Behutsam wie ein Pfarrer sagte Doktor Coldek dann: "Es ist schoen, dass du die schwere deiner Verbrechen einsiehst. Ich finde es auch sehr anstaendig von dir, dass du dein Gewissen erleichtert hast und tief bereust." Coldek machte eine bedeutsame Pause, um Garroff etwas Hoffnung zu geben. Er sah auch in den Augen von Garroff ein Aufleuchten, dass aber bald erlosch.

Denn Doktor Coldek sagte: "Wenn du also sooo tief bereust, dann akzeptierst du ja auch deine harte Bestrafung. Wenn du die Bestrafung in Zukunft als richtig empfindest, wird dir alles etwas leichter fallen. Jetzt, wo du ja dein Gewissen erleichtert hast, werden vielleicht auch etwas deine Schlafstoerungen und deine Schweissausbrueche zurueckgehen."

Doktor Coldek hatte "etwas" ausdruecklich betont, und fuegte noch hinzu, extra sachlich, als wuerde er einem Patienten etwas erklaeren: "Unter solchen Schlafstoerungen und Schweissausbruechen leiden auch die Kinder. Bei Ihnen wird es lange, lange Zeit dauern bis sie vielleicht wieder ruhig schlafen koennen. Wenn sie nicht alles vergessen koennen, werden sie vielleicht auch gar nicht mehr ruhig schlafen."

Damit nahm Doktor Coldek seine Tasche, konnte noch gerade sagen: "Bis spaeter", musste dann aber ganz schnell raus. Er konnte Garroff nicht noch laenger beobachten, sonst haette er laut lachen muessen. Matthews hatte schnell noch die Tuer abgeschlossen und folgte dann dem Doktor, der jetzt losprustete.

Dann erklaerte dieser ihm den Anlass: "Zuerst wollte ich ihren Schuetzling erschlagen, aber dann haette ich trotz dieser verdammt ernsten Situation, jetzt nicht so lachen koennen. Ich glaube, bei Garroff hat ein Schrumpfungsprozess eingesetzt. Bei meinen letzten Saetzen ist er bestimmt zehn Zentimeter kleiner geworden."

Garroff stand unterdessen immer noch wie versteinert im Zimmer. Erst langsam wurden ihm die Tatsachen bewusst. Was sollte das denn. Das war ja ganz anders gelaufen, wie er sich das vorgestellt hatte. >Schwere der Verbrechen erkannt; Strafe akzeptieren; bereuen; nie wieder richtig schlafen; Warum hat der Bloedmann denn nicht gesagt: 'In Ordnung, ich werde fuer einige Straferleichterungen sorgen'. Ich habe das doch gut gemacht, verdammt, wozu habe ich die ganze Nacht ueberlegt. Und mich eben so fuerchterlich angestrengt, dass der Schweiss lief. Der muss doch sehen, wie schlecht es mir geht, verdammt, verdammt, verdammt, verdammt, der ist doch Arzt!<

Garroff warf sich auf das Bett, heulte und schrie. Und wieder musste seine Matratze unter seinen Faeusten leiden. Er sah, und fuehlte sich jetzt, wie in einem, sich schnell drehenden, Karussell. In den anderen Sitzen waren jetzt aber noch die Jungen, die ihn auslachten und verhoehnten: >Du hast das doch nicht ehrlich gemeint; als Schauspieler taugst du aber nichts; du bist erledigt; wir haben auch noch jede Nacht Alptraeume; den Geschmack von deinem dreckigen Schwanz haben wir immer noch; das Gefuehl, wenn du uns deinen laecherlichen Schwanz ruecksichtslos in den Po geknallt hast, werden wir nie vergessen; dein Grinsen, wenn wir vor dir gekniet und um Gnade gebettelt haben, taucht immer wieder vor unseren Augen auf, und du erwartest jetzt Gnade; du bist noch lange nicht genug bestraft, armer kleiner Garroff.<

Jetzt loeste sich sein Sitz des Karussells, er schrie auf und er flog durch die Luft. Hart knallte er auf dem Boden auf. Er schlug die Augen auf und stellte fest..., er war aus dem Bett gefallen. Jetzt war er tatsaechlich in Schweiss gebadet.

Bei einer Tasse Kaffee erzaehlte Coldek inzwischen auch den anderen Fagmeistern von diesem Gespraech. Einig waren sich alle darueber, dass nichts von dem was Garroff gesagt hatte, ernst gemeint war. Durch einen langgezogen Schrei, wie bei einem Menschen in Todesangst, wurde das Gespraech gestoert. Nur Garroff war zu dieser Zeit noch hier unten. Sie stuerzten los und fanden Garroff schrecklich weinend, immer noch neben seinem Bett liegen.

Jetzt war Doktor Coldek doch zuerst einmal Arzt. Garroff erklaerte ihm was passiert sei. Mit Matthews zusammen legte er Garroff wieder auf sein Bett, denn dieser war unfaehig sich zu bewegen. Coldek untersuchte Garroff gruendlich, konnte aber nur ein paar Prellungen feststellen. Die Bewegungsunfaehigkeit wurde offensichtlich durch einen Schock ausgeloest.

Coldek gab seinem Patienten eine Spritze und sagte an die anderen Fagmeister gewandt: "Er wird jetzt zuerst mal lange und tief schlafen, danach wird er sich von dem Schock erholt haben. Er wird sich dann auch wieder bewegen koennen. Sie koennen zwischendurch mal reinschauen, aber vor heute Abend wird er nicht aufwachen. Ich komme auch immer mal wieder vorbei. Wenn er aufgewacht ist, koennen sie mir auch kurz Bescheid geben."

Doktor Coldek wandte sich jetzt an Matthews: "Nachdem ich ihn dann untersucht habe, ist es ganz gut wenn sie einen etwas laengeren, aber strammen Spaziergang mit ihm machen."

Coldek fuegte noch an: "Wir werden ihm aber ausdruecklich sagen, dass das medizinsch begruendet ist, und keinesfalls eine Verguenstigung. Und seien sie vorsichtig, damit ihnen der Vogel nicht wegfliegt." Matthews sagte: "Keine Angst Herr Doktor, ich denke auch, etwas anderes wie Flucht, hat er noch nicht im Kopf."

Bei seiner zweiten Visite am fruehen Abend kam Doktor Coldek auch gerade richtig. Garroff lag zwar noch im Bett, hatte die Augen aber geoeffnet. Doktor Coldek war jetzt nur Mediziner. Er setzte sich auf den Bettrand, ergriff eine Hand seines Patienten und pruefte den Puls. Er fragte dann Garroff: "Bist du schon lange wach?"

Garroff war noch gar nicht so richtig wieder da, antwortete aber: "Nein, erst so 10 Minuten." Coldek untersuchte seinen Patienten und stellte fest, dass, genau wie er angenommen hatte, die Bewegungsfaehigkeit wieder hergestellt war. Er erklaerte ihm noch den "medizinischen Spaziergang" und sagte Matthews Bescheid.

Coldek hatte am Tag Absprachen getroffen, und zur allabendlichen Besprechung der Fagmeister, waren auch die Psychologen gekommen, die keinen Nachtdienst hatten. Am Anfang der Besprechung einigte man sich darauf, alles was mit Garroff zu tun hatte, zurueckzustellen, bis Matthews vom Spaziergang mit seinem Zoegling zurueckkam.

Lancer begann dann mit einer Feststellung: "Ich hatte das Gefuehl, als wenn Watt heute besonders gerne gearbeitet hat." Awens, Sconnally und Rathson bestaetigten das auch von Ihren Schuetzlingen. Crafton sagte: "Vielleicht so, wie es bei Darton schon immer war." Awens stellte die Frage: "Meint ihr, dass sie jetzt ihre Taten einsehen und somit die Strafe fuer richtig halten?" Rathson sagte: "Ich glaube wenigstens etwas, aber noch nicht so wie Darton."

Einer der Psychologen, die sich natuerlich nicht nur mit den Opfern beschaeftigten, sondern auch mit den Taetern, sagte: "Ich stimme dem zu. Deshalb ist es sehr gut, dass die fuenf ihre Schwierigkeiten untereinander beseitigt haben. Denn Darton wird die anderen auf jeden Fall positiv beeinflussen." Ein anderes Teammitglied meinte an die Fagmeister gewandt: "Sie sollten das etwas unterstuetzen. Vielleicht zuerst mal dadurch, dass sie grundsaetzlich den 'Bettcheck' auf 22,ooh verlegen. Dadurch haben die fuenf mehr Zeit um sich zu unterhalten." Dieser Vorschlag wurde in der Runde beschlossen.

Die Psychologen, die sich bisher nur aus Berichten und Akten mit den Taetern beschaeftigt hatten, hielten jetzt auch den Zeitpunkt fuer richtig, um fuer die "Kellerkinder" eine Sprechstunde einzurichten. Weiter beschloss die Runde, in dieser Zusammensetzung einmal im Monat zusammenzukommen. Dann kam auch Matthews zurueck, und sagte zuerst zu Doktor Coldek: "Ihr Patient ist wohl so erschoepft, dass er jetzt schon wieder schlaeft."

Coldek nickte zufrieden, dass war auch das, was er erreichen wollte. Awens ging jetzt zu den anderen Jugendlichen und teilte ihnen mit, dass ab heute Abend der Bettcheck erst um 22.ooh waere. Heute Abend wuerde er wegen einer wichtigen Besprechung ausfallen. "Was aber nicht bedeutet, dass ihr nicht um 22.ooh im Bett zu sein habt. Nachschauen werden wir auf jeden Fall," fuegte er an.

Wo jetzt alle zusammen waren, berichtete Coldek auch den Psychologen von dem Schauspiel am heutigen Morgen. Sie stimmten mit seiner Ansicht ueberein und hielten es sogar fuer ausgeschlossen, dass Garroffs Reue ehrlich gemeint war.

Matthews berichtete noch kurz von dem Spaziergang: "Doktor Coldek, sie hatten recht, koerperlich hat ihm das wohl ganz gut getan, wenn er auch eben total erschoepft war. Sonst hat sich nichts ereignet, auch gesprochen hat er kaum. Aber er schien immer nach einer Moeglichkeit zu suchen um fliehen zu koennen. Bei mir natuerlich nicht, und ich habe ihn auch vorher gewarnt." Mit diesen, alles in allem, positiven Erkenntnissen trennte sich die Runde.

Die anderen fuenf Expraefekten waren tatsaechlich froh, dass sie ab jetzt laenger zusammensitzen konnten. Darton konnte ihnen tatsaechlich die Angelegenheit von der Vergewaltigung durch Garroff verzeihen. Es gab fuer sie eine ganze Menge zu besprechen. Sie hatten sich bisher mit Garroff zusammen, und auch allein, fast nur immer mit dem Gedanken befasst, die Bestrafung zu beenden und abzuhauen. Gedanken ueber ihre Schuld hatten sie bisher nicht zugelassen und verdraengt.

Das war heute Abend schon anders gewesen. Sie hatten sich sogar sehr intensiv ueber ihre Verbrechen unterhalten. Baxter und Worrad hatten sogar zu weinen begonnen, als sie von ihrer Reinheitskontrolle im Zimmer der Jungen sprachen. Aber auch die anderen hatten feuchte Augen bekommen, hatten aber den Traenenfluss noch "mannhaft" zurueckhalten koennen. Sie waren dann auch puenktlich um 22,ooh ins Bett gegangen.

In der naechsten Zeit sah man viele Male einen der Jungen, mit dem Brief von Darton in der Hand sitzen. Keiner der Jungen warf den Brief weg. Je oefter die Jungen den Brief lasen, um so mehr, empfanden sie eine Art Befriedigung. Zudem waren die Jungen auch stark abgelenkt durch die anstehenden Planungen. Die Schularbeitenhilfe wurde auch daher gerne angenommen, damit die Jungen alles: das Lernen, das Spielen, das Planen und auch die Ausruh- und Kuschelphasen, miteinander vereinbaren konnten.

Die ganze Atmosphaere war anders geworden. Die Lehrer, und schon gar nicht, Direktor Kardik, gingen nicht mit mehr mit furchteinfloessender, strenger Mine durch die Flure. Kardik war auch ueberall zu sehen, nicht wie sein Vorgaenger, der nur in seinem Buero sass. Das Strammstehen, kam bei den Jungen vielleicht noch mal aus alter Gewohnheit vor. Sooft es Direktor Kardik moeglich war, machte er abends noch einen Rundgang, speziell durch die Zimmer der Juengeren.

Diese mussten sich zuerst daran gewoehnen, ihre Besucher nach dem Anklopfen hereinzubitten. Es war nicht wie frueher, dass sie dauernd durch die Praefekten in Ihren Zimmern ueberrascht werden konnten. Alle die nicht zu dem jeweiligen Zimmer gehoerten, klopften naemlich an.

Auch Direktor Kardik hielt sich natuerlich an die von ihm angeregten Regeln. Wenn er dann hinein "durfte", streichelte er, dem ein oder anderem Jungen, noch ueber den Kopf oder deckte seine Schuetzlinge schoen zu. Oft fragte er auch, ob es Probleme gaebe und hatte fuer alles ein offenes Ohr.

In der ersten Zeit traf er noch sehr oft mit Lingston zusammen. Denn auch immer, wenn dieser konnte, sagte er den Jungen: "Gute Nacht". Jetzt hatten Kardik und Lingston schon "Ihre" Zeiten. Oft wurde Lingston aber, von den Jungen nicht eher wieder losgelassen, bis er eine Geschichte erzaehlt hatte. Dann versammelten sich ganz schnell alle 25 Jungen in einem Zimmer, und Lingston hatte immer etwas neues zu erzaehlen.

In der "alten" Zeit hatten, auch in den Pausen, unsichtbare Schranken zwischen den Altersgruppen bestanden. Die Älteren hatten ihren, mit unsichtbaren Grenzen abgeteilten, Bereich, der von den Kleinen nicht betreten wurde. Es waren so eine Art "Ungeschriebene Gesetze" entstanden. Jetzt liefen alle kunterbunt durcheinander. Es konnte jetzt auch getobt werden, wobei auch manchmal die Kleidung schmutzig wurde. Frueher war dieses schon Anlass fuer eine harte Tracht Pruegel, heute war es ganz normal, und wozu gab es denn Waschmaschinen.

Sogar in der Kueche spuerte man diese andere Stimmung. Sonst sassen die Jungen im Speiseraum, brav und stumm wie in der Kirche. Jetzt hoerte man auch mal froehliches Lachen und sie stellten auch fest, dass die Jungen jetzt viel groesseren Appetit hatten.

Aber auch bei der Geschirrruecknahme war zu erkennen, dass alles anders war. Wie oft hatten sie sonst halbleere Teller zurueckbekommen, wo die Jungen lustlos drin herumgestochert hatten. Das wirkte sich natuerlich auch auf die Stimmung des Kuechenpersonals aus. Jetzt wo richtig gegessen wurde, hatten sie viel mehr Spass, schoene Sachen vorzubereiten, oder auch liebevoll die Desserts zu dekorieren.

Sie hatten jetzt aber auch einen groesseren Etat durch Direktor Kardik bekommen. Und auch die Jungen erkannten diesen Wandel. Es lag so manchmal ein Zettel auf einem Teller mit Worten wie: >Prima, Klasse, toll, hat gut geschmeckt.< So machte hier das Arbeiten richtig Spass. Diese "Zettelaktion" hatte Joerg begonnen, und einige andere, machten es jetzt auch. Joerg war der Meinung, wenn das Personal in der Kueche auch mal ein Lob bekaeme, wuerden sie auch in ihren Leistungen nicht nachlassen.

Die "Aussenarbeiten" waren inzwischen beendet, und Stephan wies immer wieder voller Stolz darauf hin, dass man die ganze Schoenheit der Gewaechse und Blumen erst im naechsten Fruehjahr sehen wuerde. Immer weitere Verschoenerungen wurden im "Greygton" vorgenommen.

Aber auch viele weitere Änderungen wurden eingefuehrt, die das Internatsleben selbst betrafen. Die Mitarbeiter von Direktor Kardik sanken abends zwar oft todmuede ins Bett, aber sie waren immer voll motiviert. Wenn sie, die fast immer, froehlichen Gesichter der Jungen sahen, machte ihnen die Arbeit auch Spass.

Die Expraefekten nutzten jetzt auch, die ihnen angebotene Moeglichkeit, mit einem Psychologen zu sprechen. Sogar Garroff nahm diese Gespraechsmoeglichkeit an, aber mehr aus dem Grunde, um ueberhaupt mal mit einem Menschen sprechen zu koennen. Nachdem sein Versuch, sich als Schauspieler zu betaetigen, auch fehlgeschlagen war, sah er jetzt tatsaechlich nur noch die Moeglichkeit, dass Beste aus seiner Situation zu machen. Er bemuehte sich alles so zu machen, dass er keine aussergewoehnlich harten Strafen bekam. Aber die sechs Betreuer der Kellerkinder, und Lingston liessen sich immer wieder etwas einfallen, um ihn zu bestrafen, zu demuetigen und zu _s_e_x_uellen Handlungen zu erpressen. Sie kopierten fast genau, Garroffs Handlungsweise bei den Kindern.

Die Psychologen waren sich einig darueber, dass Garroff ein schon fast krankhaftes Verlangen nach Anerkennung und Macht habe. Das waere aber keinesfalls eine Entschuldigung fuer seine Verbrechen. Auch in den Gespraechen mit den Psychologen konnte er nicht dazu gebracht werden, sein Handeln als schlimme Verbrechen anzusehen. Einer der Psychologen sagte in einer Teamsitzung: "Wenn man ihn anregt, in diese Richtung zu denken, macht er die Schotten dicht."

Erstaunt waren sie darueber, wie Garroff seine Machtstellung aufbauen konnte, und wie die anderen fuenf Mittaeter "ihrem Herrn gedient" hatten. Natuerlich wurde alles unterstuetzt durch das veralterte Hierarchiesystem mit Praefekten und Fagmeistern. Aber auch durch die Bequemlichkeit, nein, es war Faulheit und Dessintresse, des Direktor Deras und seinem Lehrerkollegium.

Garroff brauchte somit nur seinen "Kollegen" aufzeigen, wie schoen und bequem es sein kann, die Kleinen springen zu lassen. Wenn diese dann nicht spurten, wurden sie bestraft. Hierbei stellten sie dann fest wie schoen es ist, Macht ueber andere zu haben. Dazu kam dann natuerlich auch in sehr hohem Masse, die _s_e_x_uelle Erregung, beim "Bestrafen" der Kinder. Diese kam dann ja noch, zu den normalen _s_e_x_uellen Beduerfnissen, von Jugendlichen ihres Alters, hinzu. Warum sollten sie dann auch noch selbst "Hand anlegen", wenn es doch die Kinder gab, die ja alles fuer sie tun mussten.

Das Alles waren aber nur Erklaerungen und in gar keinem Fall Entschuldigungen. Jeder von den vieren, die sich mit Darton versoehnt hatten, erkannte allmaehlich, dass er hier Verbrechen begangen hatte. Die Schwere seiner Schuld bewertete jeder unterschiedlich, aber sie erkannten alle, dass sie mit dieser Bestrafung noch recht zufrieden sein konnten. Es war auf keinen Fall so, dass das Leben fuer sie leichter wurde, aber sie konnten jetzt, nachdem sie ihre Taten eingesehen hatten, besser mit ihrer Bestrafung leben.

Der Name "Greygton" wurde nach und nach im ganzen Land bekannt. Natuerlich nicht wegen der Verbrechen die dort begangen worden waren. Das Greygton-Jungen-Internat war Vorbild fuer ein modernes Erziehungs- und Schulsystem. Einige Internate und Schulen uebernahmen jetzt schon "freiwillig" die Ideen. In anderen Einrichtungen, fiel es den Direktoren oder Lehrern noch zu schwer, die alten Zoepfe abzuschneiden.

20 Nach einem Jahr< B>

Zu Beginn der Sommerferien im naechsten Jahr, kam Richter Asterby endlich dazu das "Greygton" zu besuchen. Er war ueber die Entwicklung bisher zwar durch Telefonate mit den drei anderen Vaetern und Gespraechen mit seinem Sohn informiert. Aber als er jetzt mit seinem Wagen um die Ecke bog, war er doch ueberrascht.

An das altehrwuerdige "Greygton" erinnerte fast gar nichts mehr. Das Gebaeude, dass ja nicht veraendert werden durfte, war umrahmt von bluehenden Straeuchern immer wieder durchsetzt von herrlich bluehenden Blumen. Die Gewaechse und Blumen waren aber nicht streng getrennt angeordnet, sondern kunterbunt und froehlich zusammengestellt.

So froehlich wie die Kinder, die sich auf einer grossen Wiese tummelten. Genauso wie Direktor Kardik es nach den Sommerferien des letzten Jahres gesagt hatte. >ich moechte hier in froehliche Gesichter schauen<. Asterby blieb einen Augenblick stehen und sog das Bild foermlich in sich auf. Da hoerte er auch schon: "Hallo Vati!" Er traute seinen Augen nicht, sein Sohn kam ihm aus der Kindergruppe entgegengelaufen.

"Hallo Joerg, ich bin erstaunt, dass ich dich rumtoben und laufen sehe, komm her!" Der Richter umarmte seinen Sohn und gab ihm einen dicken Kuss. Joerg war noch etwas ausser Atem: "Hui, Hallo Vati, ja dass ist so. Lingston hat mir genau erklaert, dass es auf die richtige Mischung ankommt zwischen Essen und Bewegung. Und damit ich nicht so eine unbewegliche dicke Tonne werde, mache ich halt ein bisschen mit. Natuerlich nicht so wie Lingston, aber so stark brauche ich ja auch nicht zu werden."

Sein Vater dachte: >Immer wieder Lingston, wenn der was sagt, dann stimmt das, toll!< Richter Asterby wandte sich nochmal dem Haus zu: "Und du sagst, Joerg, dass hat alles dieser Stephan gemacht", und Joergs Vater zeigte auf die tatsaechlich, wundervolle Bluetenpracht rund um das Haus. Joerg nickte, "aber du kannst ihn gleich selbst fragen, da oben ist er." Mit diesen Worten winkte Joerg Lingston zu, der Stephan auf den Schultern trug.

Lingston kam immer noch im leichten Dauerlauf auf den Richter zu, hob Stephan von seinen Schultern, als ob er nun gar kein Gewicht haette. Lingston sagte: "So, Stephan, fuer heute habe ich aber auch genug trainiert." Dann begruesste er den Richter. Dieser fragte dann etwas erstaunt: "Genug trainiert?" Lingston lachte: "Ja, ich muss doch immer fit bleiben, und statt der Gewichte zum Training nehme ich halt meine kleinen Freunde, und die haben noch ihren Spass dabei."

"Gute Idee", meinte Joergs Vater", neigte jetzt seinen Kopf etwas herunter und reichte Stephan die Hand: "Guten Tag Stephan. Du bist also der Experte, der das hier draussen alles so prachtvoll gemacht hat?"

Stephan freute sich zwar ueber das Lob, wollte aber doch alles richtigstellen, und sagte: "Schoenen guten Tag, Herr Richter. Das habe ich aber nicht alles allein gemacht. Lingston hat dabei geholfen, und die unten aus dem Keller auch." Der Richter lachte: "Also, Lingston ist in Ordnung, aber die da unten, die zaehlen nicht."

Lingston sagte, indem er Stephan ueber den Kopf streichelte: "Und ich habe doch auch nur das Material besorgt, also ist das schon so richtig, was der Richter sagt. Du hattest die Ideen und du hast alles angeordnet, wie es werden muss." Jetzt wurde Stephan doch ein bisschen rot. Mensch, soviel Lob, und dann sogar noch von einem richtigen Richter, toll.

Asterby sagte jetzt zu Joerg: "Du hast immer von so vielen Änderungen gesprochen, Hast du denn Zeit, um mir die jetzt zu zeigen." Joerg nickte schnell, denn das war ja nun wenigstens nicht so anstrengend, wie das rumtoben hier draussen. Joerg sagte: "Ja, ja, ich werde dir alles zeigen." Lingston wusste, dass der Richter bis zum anderen Tag bleiben wollte und sagte: "Wenn sie einverstanden sind, bringe ich ihr Gepaeck schon hoch." Dem Richter war es sogar sehr recht, denn jetzt wollte er sich doch endlich, von seinem Sohn alles zeigen lassen.

Als er dann das Haus betrat, schloss er fuer einen Moment die Augen, und versuchte sich zu erinnern, wie es vor einem Jahr hier ausgesehen hatte. Es war fast nicht zu glauben. Immer, wenn ihm Joerg bisher erzaehlt hatte, wie schoen alles sei, hatte er gedacht, Joerg wuerde etwas uebertreiben. Aber das war nicht der Fall gewesen.

Es war hier nicht mehr kuehl, dunkel und muffig, wie er es in Erinnerung hatte. Alles sah hell, froehlich-farbig und einladend aus. An den Waenden hingen viele vergroesserte Fotographien.

Jetzt wollte natuerlich auch Joerg etwas Lob von seinem Vati, und erklaerte: "Ich habe dir ja schon erzaehlt, dass Direktor Kardik verschiedene Arbeitsgemeinschaften anbietet, an denen wir freiwillig teilnehmen koennen. Eine davon ist "Fotographie", da mache ich mit. Und diese ganzen Bilder haben wir alle selbst gemacht. Vom Fotografieren, ueber die Entwicklung und Vergroesserung, bis hin zum Einrahmen."

Asterby war wirklich begeistert und sagte: "Das ist wirklich ganz toll geworden, Joerg. Dann haben wir ja jetzt einen perfekten Fotografen in der Familie. Und du weisst doch, Fotografen werden bei jeder Feier benoetigt. Und wo gefeiert wird, da gibt es auch immer was Gutes zu essen." Vater und Sohn lachten und gingen weiter.

Der Richter wurde immer mehr ueberrascht. Er hatte in Erinnerung: Vor einem Jahr war das Internat, fuer einen neu ankommenden kleinen Jungen, dunkel, kalt und sogar furchteinfloessend gewesen. Jetzt war es ein frisches, helles und freundliches Haus fuer die Jungen geworden. Der Richter dachte: >Hier wird auch ein Junge, der gerade ankommt oder erst kurze Zeit da ist, sein Heimweh schnell vergessen.<

In den Zimmern war nicht mehr ueberall, die gleiche strenge Anordnung der Moebel, und keine kahlen Waende. Jedes Zimmer sah anders aus, Bilder und Poster hingen an den Waenden, Spielzeuge lagen in offenen Regalen, und auf vielen Betten sah er einen Schlummerteddy sitzen.

Die Beiden hatten ihren Rundgang beendet und Herr Asterby sagte zu Joerg: "Jetzt muss ich aber auch runter, damit die anderen nicht warten muessen. Aber wir zwei sehen uns ja die ganzen Ferien. Ich habe alle Termine abgelehnt und werde mich auch nicht ueberreden lassen, in der Zeit etwas zu tun." Joerg war begeistert, machte einen Luftsprung und meinte: "Dann will ich mal nicht so sein, und dich noch etwas abgeben."

Richter Asterby ging zum Buero von Direktor Kardik. Vor der Tuer hoerte er schon viele Stimmen, und nach einem "Herein" betrat er das Allerheiligste. Direktor Kardik stand zusammen mit vier Jungen vor einem grossen Tisch, auf dem Plaene lagen. Als er seinen Gast sah, kam er auf ihn zu und begruesste ihn herzlich. Er sagte dann: "Es sieht hier zwar wuest aus, aber die Kinder haben so ein Tempo mit der Neugestaltung, dass ich bald gar nicht mehr mithalten kann. Aber hier ist noch eine ruhige Ecke, nehmen sie Platz. Ich bin in ein paar Minuten soweit und dann werden auch wohl die anderen zwei hier sein."

Der Richter schaute sich um, sogar Kardik hatte sein Buero total veraendert und freundlich gestaltet. Es war nicht mehr duester und furchteinfloessendend, mit schweren, dunklen Moebeln, sondern ein modernes, helles Managerbuero. Und Manager war Direktor Kardik ja auch, wie der Richter beobachten konnte. Mit heller Sommerhose gekleidet und aufgekrempelten Hemdsaermeln sprach er mit den vier Jungen, 2 aeltere und 2 juengere, die naechsten Phasen einer Neugestaltung durch.

Als dann auch Doktor Coldek und Herr Markey eingetroffen und den Richter begruesst hatten, sagte Direktor Kardik zu den Jungen: "Dann haben wir das ja noch vor den Ferien geschafft. Ich gebe das so weiter, und nach den Ferien ist das auch fertig. Wenn wir uns nicht mehr sehen sollten, wuensche ich euch jetzt schon, schoene Ferien."

Somit sass das Vaeter-Quartett jetzt, mit einer Tasse Kaffee, bei der, wie sie es nannten, "grossen Lagebesprechung" zusammen. Asterby war begeistert von den Veraenderungen und fragte: "Ich hatte vergessen Joerg eben danach zu fragen. Wer hatte denn die vielen Ideen um die Raeume der Jungen so unterschiedlich zu gestalten?"

Direktor Kardik schmunzelte und sagte: "Ganz einfach, die Jungen selbst. Im Rahmen der Moeglichkeiten koennen sich die Jungen ihre Zimmer selbst gestalten. Alleine schon die Kommunikation, die durch die Raumgestaltung entsteht, ist bei neuen Jungen ganz besonders wichtig. Sie lernen hierbei auch sofort die demokratischen Regeln kennen und muessen Entscheidungen treffen. Und Moeglichkeiten zur Gestaltung koennen wir viele bieten, gerade Lingston ist dafuer immer ansprechbar."

Natuerlich konnten die vier Vaeter nicht nur positive Dinge in ihre Bilanz aufnehmen. Noch immer wurden die Jungen von Alptraeumen gequaelt, oder waren aengstlich gegenueber Fremden. Nach Meinung des Psychologenteams wuerden diese Folgen auch nie ganz beseitigt werden koennen.

Sie vertraten auch die Ansicht, dass sich der Brief von Darton, keinesfalls negativ ausgewirkt hatte. Wie sie feststellen konnten, wurden zwar Erinnerungen bei den Jungen geweckt, aber diese Bereiche in ihren Lebensgeschichten, wuerden sie sowieso nie vergessen. Die Jungen empfanden es aber positiv, dass einer dieser Verbrecher ohne Einschraenkungen voll seine Taten eingestand und sich entschuldigte.

Auch das Experiment mit dem Umbau des Praefektenaufenthaltsraumes, genau nach den Wuenschen der Kinder, war ihrer Meinung nach gelungen. Die Kinder hatten hier, schreckliche Erinnerungen der Vergangenheit, von ihren Peinigern vernichten lassen koennen. Und diese mussten dann auch noch, alles nach ihren Wuenschen neu gestalten. Sie sahen und spuerten somit jeden Tag die positive Wandlung, die sie selbst fuer die Zukunft schafften.

Auch den taeglichen Kontakt der Jungen mit ihren Expeinigern, werteten die Psychologen positiv. Die Jungen wuerden dadurch immer wieder deutlich sehen und erleben, dass von diesen Verbrechern keine Gefahr mehr drohte. Es waere unter Umstaenden sogar negativer, wenn den Kindern nur gesagt werden koenne, dass ihre Peiniger unter Kontrolle waeren, und sie keine Angst mehr zu haben brauchten.

Doktor Kardik erklaerte weiter: "Unsere 'Kellerbewohner' haben jetzt alle eingesehen, dass sie an ihrer Situation nichts aendern koennen. Darton ist aber wohl immer noch der einzige, der an seiner Bestrafung gar nichts aendern moechte. Er fuehlt sich ja bisher, noch nicht einmal hart genug bestraft. Wie mir Crafton erzaehlte, denkt er sogar schon weiter, und schreibt sehr viele Briefe an gemeinnuetzige Organisationen, um sich zu informieren."

Kardik sagte weiter: "Garroff, ist genau das Gegenteil, und fuehlt sich immer noch ungerecht behandelt. Wir glauben sogar, dass er denjenigen, der alles aufgedeckt hat, so hasst, dass er ihn umbringen wuerde. Die anderen vier, wollen auch mit Garroff nichts mehr zu tun haben. Sie sehen zwar ihre Verbrechen ein, aber alle haben noch nicht ganz die Schwere ihrer Taten begriffen."

Direktor Kardik erlaeuterte weiter, dass auch das "neue Zusammenleben" der Altersgruppen reibungslos klappte. Auch seine Idee der "autoritaeren Partnerschaft" habe sich als gut und richtig erwiesen. Es habe zwar sehr lange gedauert, aber es sei ihnen gelungen, gerade den betroffenen Kindern, die Autoritaetsangst zu nehmen. Jetzt wuerden das Lehrerkollegium und er selbst, auch von den Kindern als Partner gesehen.

Durch das Gesamtkonzept des "neuen Greygton" beeinflusst, wuerde das Ministerium schon bald, erste, neue Bestimmungen an alle Internate und Schulen des Landes herausgeben. Somit wuerden auch, an den Einrichtungen, wo die Direktoren und Lehrer nicht freiwillig die alten Zoepfe abschneiden wuerden, die Neuerungen eingefuehrt.

Die 4 Maenner besprachen dann auch noch ihr weiteres Vorgehen, wozu Richter Asterby anmerkte: "Die sechs sind ja dann auch am Ende des Jahres fertig." Doktor Coldek sagte: "Wenn wir die Aktion also mit Beginn der Weihnachtsferien beenden, dann waren sie fasst genau so lange unsere 'Kellerkinder', wie sie auch Praefekten waren. Was nicht heissen soll, dass ich die Zeit als ausreichende Bestrafung ansehe." Herr Markey sagte grinsend: "Aber ich glaube die Zeit war haerter."

"Wie werden sie denn mit ihnen weiterverfahren?", war die Frage vom Richter. Herr Markey erklaerte: "Unsere Aufpasser haben dazu schon mit den entsprechenden Lehrern Vorbereitungen getroffen, und auch mit unseren Kellerbewohnern selbst intensiv gesprochen. Sie werden alle gut darauf vorbereitet, und werden die Moeglichkeit haben, zum groessten Teil, mit nur geringer Unterstuetzung der Eltern, in ein gesichertes Leben einzutreten. Was sie dann daraus machen, liegt nicht mehr in unserer Verantwortung."

Richter Asterby sagte: "Dem Garroff wuerde ich noch gerne eine Lektion verpassen, die er nie im Leben vergisst." Die anderen 3 Maenner schauten den Richter fragend an, und dieser nickte Doktor Coldek zu, und sagte: "Garroff hat doch ihrem Sohn, dem Toni, einen Diebstahl untergeschoben. Ich wuerde gerne mal das Gesicht von Garroff sehen, wenn ihm aehnliches geschieht. Das ist zwar ein kleiner Aufwand, und muss genau geplant werden. Vielleicht kostet es auch ein bisschen was, aber das ist mir die Sache wert. Ich bin ja in der Zeit, wo sie hier ihre Arbeit fuer die Kinder gemacht haben, auch nicht ganz untaetig gewesen und habe einen Plan entwickelt."

Der Richter schmunzelte hinterlistig, und erlaeuterte den anderen 3 Maennern seinen Plan. Als er fertig war, sahen die Zuhoerer den Richter etwas erschrocken an. Wenn das klappen wuerde, waere es eine schreckliche letzte Lektion fuer Garroff. Aber der Richter hatte recht, Garroff sollte fast in die gleiche Situation versetzt werden, wie Toni vor einem Jahr war. Er sollte diese besondere Lektion als "Abschiedsgeschenk" erhalten.

Kardik sagte: "Ich denke die sechs haben dann einiges fuer ihr Leben mitbekommen, und wenn Garroff noch die letzte Lektion erhaelt, dann sollte es reichen. Sie koennen dann hier ganz normal von der Schule abgehen. Wir sollten uns heute Abend im Einzelnen noch mit deren "Fagmeistern" unterhalten. Sie Herr Asterby muessen ja mit Matthews auch noch einiges abklaeren, fuer die spezielle Sache, Garroff."

Der Richter ergaenzte: "Und ich denke, ich werde vorher auch mit dem Psychologenteam darueber sprechen. Bevor ich mich dann mit Toni unterhalte, denn ohne ihn geht es nicht." Die Psychologen meinten, dass nur Toni entscheiden koennte, ob er mitmachen wolle. Einer der Psychologen sagte: "Wenn ich nicht so gut darueber informiert waere, was der Garroff hier getrieben hat, wuerde ich sagen; Das koennen sie doch nicht machen, das ist der reinste Psychoterror. Aber so, denke ich, erteilen sie ihm ruhig die Lektion."

Toni erschrak zuerst, als er an den angeblichen Diebstahl erinnert wurde. Aber der Gedanke gefiel ihm, dass Garroff fast das Gleiche, nur noch schlimmer, erleben wuerde. Toni sagte dann: "In Ordnung, Herr Richter, ich mache mit, um ihm die letzte Lektion zu erteilen. Es wird doch auch alles klappen?"

Der Richter winkte ab: "Ich denke schon, aber sicher ist, dir kann dabei nichts geschehen. Und wenn es dann nicht so ablaeuft, wie ich geplant habe, ist es doch auch nicht schlimm." Der Richter wuenschte noch schoene Ferien und rieb sich die Haende.

An diesem letztem Abend vor den grossen Ferien, hatte Lingston noch eine grosse Überraschung fuer seine Jungen. Er hatte sich wieder mal dazu 'ueberreden' lassen, eine Geschichte zu erzaehlen. Als sich jetzt "seine" 25 Jungen alle in einem Zimmer versammelt hatten und gespannt warteten, sagte er:

"Heute moechte ich euch etwas anderes berichten. Es war geplant, dass ich nur so lange hier bleiben sollte, wie auch noch unsere "Kellerkinder" da sind. Das waere bis zum Ende dieses Jahres. Heute hat mir aber unser Direktor das Angebot gemacht, dass ich weiter hier als Hausmeister bleiben, und hier auch dauernd wohnen koenne." Er machte eine bedeutsame Pause und fragte dann die Jungen: "Was meint ihr denn, wie ich mich entschieden habe?"

Die Jungen schauten ihn zuerst etwas entsetzt an. Hier im "Greygton" ohne Lingston, dass ging doch gar nicht. Ganz zaghaft fragten jetzt einige: "Du bleibst doch bei uns; Du gehst doch dann nicht weg;" Joerg sagte ungeduldig: "Nun sag doch endlich, dass du weiter hier bleibst!" Lingston sagte dann: "Ich will euch nicht laenger auf die Folter spannen. Ist doch logo, ich bleibe auch danach hier." Den Kindern fiel ein Stein vom Herzen und sie zeigten ihre Freude, indem sie jubelten, durch das Zimmer tanzten und immer wieder "ihren" Lingston umarmten. Direktor Kardik wollte doch mal nachschauen, was dieser Laerm zu bedeuten hatte.

Als er das Zimmer betrat, sah er einige Jungen durch das Zimmer huepfen, und jubeln. Von Lingston sah er nur noch die Beine, da so viele Jungen auf ihm lagen, dass von ihm nicht mehr zu sehen war. Er raeusperte sich und sagte: "Ich kenne zwar nicht den Grund eurer Freude, aber lasst meinen besten Mitarbeiter bitte am Leben."

Jimmy hob seinen Arm, zum Zeichen dafuer, dass alle ruhig sein sollten, und sagte dann: "Wir freuen uns riesig darueber, dass Lingston weiter hier bleiben wird." Er schaute in die Runde, und sprach weiter: "Ich glaube ihr stimmt mir zu, wenn ich dem Direktor sage; Wir danken ihnen alle dafuer, Herr Direktor, dass sie Lingston das Angebot gemacht haben, dass er weiter hier bleiben kann." Die Zustimmung kam von allen Jungen in Form von Beifall und Jubel, und jetzt liessen sie auch ihren Direktor hochleben. Herr Kardik freute sich ueber die Begeisterung der Jungen, und nachdem die Jungen sich wieder beruhigten, wuenschte er ihnen eine "Gute Nacht" und ging zurueck in sein Buero.

Toni kam jetzt ein Gedanke. Lingston hatte noch nie etwas von seinem "zu Hause" erzaehlt. Waehrend der bisherigen Ferien war er auch offensichtlich immer hier geblieben. Deshalb fragte er Lingston: "Bleibst du denn waehrend dieser Ferien auch wieder hier, oder faehrst du nach Hause?" Jetzt wurde auch den anderen Jungen erst bewusst, dass er nie von "zu Hause" sprach, und immer hier war. Lingston wurde mit einem Male sehr ernst, und sagte: "Wisst ihr, ich wollte euch das gar nicht erzaehlen, aber wenn ihr mich fragt, werde ich euch auch nicht beluegen. Ein "zu Hause" wie ihr, habe ich nicht. Ich kenne noch nicht einmal meine Eltern. Ich bin in einem Waisenhaus aufgewachsen."

Mit einem Male war es mucksmaeuschenstill in dem Zimmer. Die Jungen konnten sich das, was Lingston gerade gesagt hatte, gar nicht vorstellen. >Keine Mutti, kein Vati, kein "zu Hause". Lingston sah, dass seine kleinen Freunde sehr traurig wurden. Deshalb liess er die schlimmen Dinge, die auch er erlebt hatte, beiseite, und erzaehlte einige schoene Dinge aus seinem Leben, um die Jungen wieder aufzumuntern. Als er spaeter seine Jungen ins Bett gebracht hatte, dachte er alles getan zu haben, um seine Freunde nicht in einer so traurigen Stimmung zu lassen.

Fuer die Jungen begannen nun das zweite Mal unbeschwerte Sommerferien. Es war einfach alles toll, wie die Jungen spaeter sagten. Sogar das Wetter hatte sich von seiner allerbesten Seite gezeigt.

Es kam also jetzt wieder, der fast, ganz normale Internatsalltag. Es war aber ueberhaupt nicht mehr zu vergleichen, mit dem, wie es vor dem "Wandel" war. Fuer die sechs Suender im "Greygton" begannen dann intensive Vorbereitungen auf ihre "Freilassung".

Der Einzige, der genaue Vorstellungen hatte, wie es weiterginge, war Darton. Er war nicht davon abzubringen, sofort eine Doppelbelastung auf sich zu nehmen. Er hatte eine Organisation gefunden, die Helfer suchte, um in einem kleinen, afrikanischem Land in der Sahelzone die Hungersnot zu bekaempfen. Ja, kaempfen, dass war fuer Darton das Richtige.

Der Projektleiter hatte ihm schon Fotos zugesandt. Oft nahm Darton die schrecklichen Bilder zur Hand, und betrachtete sie. Er achtete gar nicht so sehr auf den Projektleiter, der sich mit den Bildern eigentlich nur vorstellen wollte. Er sah vielmehr im Hintergrund und an den Seiten, die Kinder, mit ihren vom Hunger aufgedunsenen Baeuchen, und den zierlichen Knochen, die durch die faltige Haut zu treten schienen. Oft veraenderten sich die Bilder, und die Kinder in Afrika bekamen Gesichter, von Jungen aus dem Greygton. Darton weinte haeufig stundenlang.

Darton wollte nebenher ein Fernstudium beginnen, bei dem er nur immer fuer ganz kurze Zeit, fuer irgendwelche Pruefungen o ae., seine Arbeitsstaette verlassen musste. Er hatte sich vorgenommen, Arzt zu werden, um den armen Geschoepfen in diesem Gebiet der Erde, spaeter auch medizinische Hilfe leisten zu koennen. Gerade Ärzte wurden immer wieder fuer die Arbeit in diesen Zonen gesucht. Er wuerde es schaffen, auch, wenn er Tag und Nacht arbeiten und studieren musste. Vielleicht, so dachte er, konnte er dadurch etwas von seiner Schuld abbauen.

Seine Kumpel, hatten alle von der Schule die Nase voll, und grosse Leuchten waren sie ja auch nicht. Sie wollten danach auch schnell Geld verdienen, um sich Annehmlichkeiten leisten zu koennen, auf die sie 1 1 2 Jahre verzichten mussten.

Baxter hatte in den vergangenen Monaten Gefallen an der Gartenarbeit gefunden, und konnte eine Ausbildungsstelle antreten, wo er auch uebernachten konnte. Seine Eltern lehnten weiterhin jeden Kontakt ab.

Worrad, Watt und Shaver konnten, durch die Vermittlung von Direktor Kardik, mit ihren Eltern sprechen. Diese lehnten zur Zeit zwar noch jeden weiteren Kontakt ab, aber sie wuerden Ihren Soehnen ein "Startgeld" geben, so dass sie nach kurzer Zeit, bei einem sparsamen Lebenswandel, allein klarkommen konnten.

Shaver hielt nicht so viel von koerperlicher Arbeit, und fand eine Ausbildungsstelle zum Grosshandelskaufmann. Watt wollte ohne Ausbildung schneller Geld verdienen, und bekam eine Stelle in einer Schnellimbiss - Restaurantkette. Worrad konnte anschliessend Mathematik studieren. Dieses liessen auch seine Zeugnisnoten zu, da er zum Schluss, was die Schule betraf, einen kleinen Endspurt eingelegt hatte. Durch die staatlichen Unterstuetzungen und regelmaessigen, relativ geringen Geldzuwendungen von seinen Eltern, war dieses moeglich.

Fuer Garroff war es am schwersten gewesen, ihm einen Start ins Arbeitsleben zu verschaffen. Er war immer noch zum Lernen zu faul, und so sahen auch seine Zeugnisse aus. Er hatte noch einmal versucht mit seinen Eltern in Kontakt zu kommen, aber vergeblich. Das einzige, was sein Vater ihm ueber Direktor Kardik mitteilen liess, war, dass er eine geringe Geldsumme bekaeme. Aber Garroff hatte schon ausgerechnet, wenn er in Freiheit in den naechsten groesseren Ort reisen wuerde, um dort ein paar Bierchen zu trinken, waere das Geld schon aufgebraucht.

Direktor Kardik hatte ihm aber in Aussicht gestellt, dass er das Taschengeld der letzten zwei Monate bekommen koenne. Das wuerde bei einem sehr kargem Lebensstil gerade fuer einen halben Monat reichen, bis er von seinem Arbeitgeber einen Vorschuss bekommen wuerde. Garroff war ueberhaupt nicht fuer seine neue Stelle im Strassenbau zu begeistern. Aber etwas anderes war nicht moeglich gewesen.

Die "Fagmeister" der Sechs zeigten jetzt auch, dass sie nicht nur gute Aufpasser und "Erzieher" waren. Sie bereiteten ihre Schuetzlinge sehr gut auf das "Leben danach" vor. Verbunden hiermit waren auch einige "Erleichterungen", da viele Vorbereitungen auch ausserhalb des "Greygton" getroffen werden mussten, wie zum Beispiel die Wohnungssuche und Vorstellungsgespraeche. Ihre Schuetzlinge nahmen die Hilfe gerne an. Somit war ausserhalb des "Greygton" zwar keine hundertprozentige "Überwachung" mehr moeglich, aber jetzt mit dem "Ziel" vor Augen, dachte keiner der sechs Suender mehr daran zu fliehen.

Die Jungen konnten das, was Lingston ihnen ueber sich erzaehlt hatte, doch nicht vergessen. Immer wieder sprachen sie darueber miteinander. Joerg hatte dann eine Idee, die er aber allen erzaehlen wollte. Somit planten die Jungen wieder Mal ein "Geheimtreffen", von dem sogar Lingston nichts wusste. Zwei Abende spaeter lotsten sie Lingston wieder in ein Zimmer. Dieser war ueberrascht, dass ihn die Jungen nicht bedraengten, dass er wieder eine Geschichte erzaehlen sollte. Das haette er natuerlich auch gerne gemacht, denn schoene Geschichten, konnte er in seiner Phantasie immer schnell entstehen lassen. Diesmal war es anders; Die Jungen waren auch ernster als sonst.

Nachdem alle Jungen in den Betten oder auf der Erde Platz gefunden hatte, stand Joerg auf und hob seinen Arm, damit alle still wurden. Lingston dachte: >Was ist denn heute los, Joerg steht auf und will Ruhe, um etwas sagen zu koennen. Das muss aber was ganz wichtiges sein?<

Joerg begann dann: "Lingston, du hast uns vor den Sommerferien erzaehlt, dass du kein "zu Hause", und keine Mutti und keinen Vati hast. Wir finden das nicht schoen, dass du auch immer in den Ferien hier alleine bleibst. Aus diesem Grund haben wir uns vor ein paar Tagen zusammengesetzt, und haben folgendes beschlossen."

Joerg legte eine Pause ein, um die Überraschung noch besser wirken zu lassen. Dann sagte er: "Jedes Mal zu den Ferien, wird dich einer von uns, zu sich nach Hause einladen. Damit du auch gar nichts dagegen einwenden kannst und Bedenken hast, haben wir alle schon mit unseren Eltern telefoniert. Und alle sind einverstanden!" Dann stand Stephan auf und sagte strahlend: "Und ich bin der Erste und lade dich zu den Weihnachtsferien ein. Meine Eltern und ich freuen uns schon darauf."

Das war auch fuer Lingston etwas viel. Er war ja sonst nicht gerade auf den Mund gefallen, aber jetzt brachte er keinen Ton heraus. Traenen liefen ueber sein Gesicht und er schaute verstoert seine kleine Freunde an. "Das habt ihr wirklich..., dass ist ja..., aber... ."

"Aber, gibt es nicht, wir haben das beschlossen und unsere Eltern sind einverstanden, also, gibt es kein 'Aber'", sagte Stephan. Lingston sagte nur: "Das ist ganz toll von euch, ich weiss gar nicht was ich noch sagen soll."

Stephan lief auf seinen grossen Freund zu und sagte: "Du brauchst gar nichts mehr sagen." Noch lange drueckte Lingston alle seine kleinen Freunde, bis es doch schon reichlich spaet war, und er auf die Zeit hinwies. Es dauerte laenger als sonst, bis Lingston "seine" Jungen an diesem Abend ins Bett gebracht hatte. Jeden deckte er noch schoen zu, kuesste ihn auf die Stirn und bedankte sich.

Er selbst war so aufgewuehlt, dass er bestimmt noch nicht schlafen konnte. Deshalb holte er nur seine geliebten Zigarrelos und machte einen Spaziergang. Er konnte sich gar nicht vorstellen, wie es sein wuerde, fuer eine Zeit bei einer richtigen Familie zu sein.

Und dann jetzt bald das Weihnachtsfest bei Stephan und seiner Familie. Mensch, was wird das schoen werden. Nicht allein, manchmal mit ein paar besonderen Schleckereien, durchs Fernsehprogramm hin und her zappen. Mit einem schoenen Weihnachtsbaum, wann habe ich das letzte Mal einen gehabt. Fuer mich allein habe ich nie einen geholt, wozu auch. Das letzte Mal, war es dann also im Waisenhaus. Aber das war doch trotzdem nicht schoen. Da war doch auch Weihnachten immer alles so kalt und lieblos.<

Wieder kamen ihm Traenen. >Ach, nicht mehr daran denken, lieber jetzt freuen. Und meine tollen Jungen, wie haben die das denn bloss gemacht, dass ich vorher gar nichts gemerkt habe? Die haben doch selbst genug mit dem zu tun, was sie erlebt haben. Trotzdem denken sie auch an andere, einfach toll.< Er entspannte sich immer mehr und drehte allmaehlich um, damit er auch ins Bett kam. Das war wirklich ein herrlicher Tag. Er duschte noch, legte sich ins Bett und drueckte seinen Teddy fest an sich. Er traeumte von einem grossen, ganz wunderbar geschmueckten Weihnachtsbaum.

Richter Asterby kam unterdessen richtig in Form. Er war bekannt dafuer, dass er sich allerbestens in die Gedankenwelt eines Angeklagten versetzen konnte. Seine psychologischen Kenntnisse waren hervorragend, und so mancher Beklagte und Verteidiger hatten das schon erfahren muessen. Immer, wenn der Richter an Garroffs letzte Lektion dachte, schmunzelte er und rieb sich die Haende.

Die Anstrengungen dafuer nahm der Richter gerne in Kauf. Durch seine guten Beziehungen und Freundschaften schritten seine Planungen immer weiter voran. Einige Beteiligte aus dem "Greygton" mussten noch heimlich etwas "Schauspielunterricht" nehmen, denn es sollte in gar keinem Fall etwas daneben gehen.

Darton durfte einen Tag vor Beginn der Weihnachtsferien in die Freiheit. Sein Vater, der ihn mehrmals besucht hatte, war krank geworden. Deshalb brachte ihn Crafton nach Hause. Darton konnte somit aber wenigstens zwei Naechte zu Hause sein, dann wollte er schon seine Reise nach Afrika antreten.

Darton verabschiedete sich zuerst von Lingston und den anderen Fagmeistern. Bei diesen bedankte er sich fuer die Bestrafung. Dann sprach er noch mit Doktor Coldek und Herrn Markey. Zum Schluss ging er in das Zimmer von Dirktor Kardik. Die Vaeter seiner frueheren Opfer bat er noch einmal um Verzeihung und dankte ihnen dafuer, dass sie diesen Weg der Bestrafung gewaehlt hatten, und nicht die Behoerden eingeschaltet haetten.

Alle diese Personen, wussten ganz genau; Dieser junge Mensch wuerde nie zur Ruhe kommen und immer an seine Taten denken. Von allen bekam er deshalb auch aufmunternde Worte, und er wurde mit besten Wuenschen fuer sein weiteres Leben verabschiedet.

Nehmen Sie es mir nicht uebel, dass keine Scenen enthalten sind, die Sie an dieser Stelle erwarten. Wer trotzdem noch lesen moechte, welche letzte Lektion Garroff erhaelt und wie es im Greygton nach 20 Jahren aussieht, der darf sich auf die letzten Teile in der naechsten Woche freuen.


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