Sisko German


by Anonymous

Sisko

By G. Siegler2001@yahoo. de

Maerz 2004

Auszuege entnommen aus „Bartje und die Welt der Grossen" von Anne de Vries

Flandern, 1965

In Erinnerung an Joerg S., mit dem ich gemeinsam einige Jahre auf Gymnasium in H. verlebt habe. Dies und noch mehr haettest du mit mir alles machen koennen.

Sisko hatte die Augen von seinem Vater. Wenn man sie nie beieinander gesehen hatte, koennte man glauben, sie haetten alle beide nur ein Paar Augen, so aehnelten sie einander: kalt und gebieterisch. Sie hatten auch den gleichen vierschroetigen Koerper.

Sisko kommandierte immer an einem herum, und man musste sich alles gefallen lassen, gerade wie Vater von dem Alten.

Der Vater arbeitete erst seit kurzem bei diesem Bauern. Es war ein schlechter Wechsel. Er verdiente jetzt weniger und musste mehr arbeiten. Sein neuer Arbeitgeber wohnte dazu direkt in der Nachbarschaft und immer, wenn der Bauer etwas von seinem Knecht wollte, schickte er den Jungen. Dieser lief schnurstracks in die Stube und kommandierte den Vater gleichwie sein Vater es getan haette.

Wir Jungen durften Sisko nie eins ordentlich auswischen, denn die Mutter hatte streng verboten, Krach mit ihm anzufangen; man musste sehen, gut Freund mit ihm zu bleiben. Es ging um Vaters Arbeit. Ein Streit der Kinder konnte alles andere nach sich ziehen. Darum musste man sich kleine machen; das war vorsichtig und weise.

Wer musste die erste Chance haben, wenn man Murmeln ins Loch schiesst?

„Icke natuerlich zuerst", bestimmte Sisko. ---

„Abzaehlen, das ist ehrlich!"

„Nee, kommt gar nicht in Frage, ick will zuerst ..."

Da konnte man die Faeuste ballen. Aber Mutter stand schon hinter dem Fenster und klopfte energisch dagegen. Dann ging das Fenster auf:

„Arie, Bartje, was habe ich euch gesagt? ... Denkt daran, hoert ihr?"

Also wurde Sisko der erste.

Er wollte den Feuerstein von einem haben und stopfte ihn sich einfach in die Tasche. Dafuer gab er einem eine Murmel, die nichts mehr taugte:

„Ich will tauschen."

Beim Bockspringen liess er einen gemein hinfallen. Er lachte einen aus, wenn man einen neuen Flicken auf der Hose hatte. Die Finger zuckten einem, aber Mutter guckte einen an, ihr Finger drohte! Da drehte man sich um und schwieg.

Sisko sagte in seiner rauhen Art: „Wollt ihr meine Pferde sehen?"

Das Herz antwortete ihm: Haeng dich auf mit deinen Gaeulen! Aber der Mund musste erwidern: „Ja, das moechten wir gerne."

„Huebsche Pferde sind das, die du hast"; hatte man zu sagen.

Er fragte: „Wisst ihr denn, dass ich ein Sparkassenbuch habe? Und ein Piano habe ich auch."

Da wurde man denn mit in die Stube geschleppt und musste alles bewundern. Und dann durfte man hoeren:

„Das ist mein Piano. Alle Bauernjungen im Groninger Land haben ein Piano oder ein Harmonium. Ihr seid Arbeiterjungs; ihr kriegt sowas nicht!"

Da durfte man nun keine Miene verziehen oder ihn dumm angucken.

„Ich kann ebenso gut pfluegen wie mein Vater. Ich ... ich .... ich.! Ich werde spaeter auch Bauer und ihr seid meine Knechte."

„Ich" hier und „ich" da, immer wieder „ich".

Bei den anderen Jungen im Dorf und Umgebung war Sisko bereits abgemeldet, Und darum kam Sisko immer wieder zu mir und meinen Bruedern. Dann stand er frech in der Stube und rief:

„Ich will spielen. Ich will murmeln oder Steinchen spielen oder fussballen. --- Kommt mal mit."

Mutter schob uns dann immer die Stube hinaus.

Einmal hatten wir Brueder es geschafft, dass ein groesserer Junge den Sisko so richtig verhauen hatte. Mit einer Finte hatten wir Sisko ueberlistet und er tappte voll in die Falle. Natuerlich hatten wir uns ganz schnell aus dem Staub gemacht und gesehen, dass wir nach Hause kamen. Als zwei sehr artige Knaben, aeusserlich voellig ruhig, kamen wir zur Stube herein und verlebten mit unserer Familie einen sehr harmonischen Sonntagnachmittag. Als wir gerade mit dem Abendbrot fertig waren, ruettelte es heftig an der Tuer. Die Eltern der beiden Jungen standen wuetend draussen und verlangten Genugtuung.

Mir rutschte das Herz schlagartig in die Hose. Wir wurden zur Rede gestellt, konnten jedoch unter bangem Zittern unsere absolute Unschuld beweisen. Grollend zogen die Eltern der anderen Jungen ab. Vater und Mutter standen voll hinter uns und glaubten uns mehr als den grollenden Eltern der Jungs. Abends wurden wir beide im Schlafanzug nochmals befragt und mit klopfenden Herzen erzaehlten wir auch die Hintergruende unseres Streiches.

Vater strich uns laechelnd ueber den Kopf und schickte uns zu Bett.

Brr, da hatte nicht viel gefehlt und man haette doch noch den Ausklopfer besehen.

Sisko jedoch hatte uns trotzdem durchschaut und wir bekamen unsere Abreibung zur gelegenen Zeit.

Anfangs gab Sisko sich mehr mit meinen juengeren Bruedern ab, weil ich rechtzeitig stiften ging. Dann aber verlangte er mit mir zu spielen. Wer zwischendurch entwischen konnte, tat es. Mir gelang es irgendwann immer weniger. Der Kerl suchte mich solange, bis er mich fand. Schnell hatte er herausgefunden, wo ich stiften ging, wenn er ueber den Hof kam. Irgendwie fand er auch mein Geheimversteck heraus und holte mich dann immer genau dort ab.

Es war nicht nur das, dass ich mich nicht wehren durfte, ich haette es auch gar nicht gekonnt. Sisko war kraeftiger als ich und nicht dumm. Irgendwann kam die Zeit, dass er meine juengeren Brueder ganz in Ruhe liess und es nur noch auf mich abgesehen hatte. Zum Glueck gingen wir nicht auch noch in dieselbe Schule. Aber am Wochenende und in der Woche nach den Schularbeiten holte er mich ab wenn er nicht auf dem Hof seines Vaters mithelfen brauchte und schliff mich durch Wiesen und Felder oder wozu er sonst noch Lust hatte.

Es fing irgendwann einmal im Wald an. Wir spielten Raeuber und Gendarm. Keine Frage, wer der Gendarm war und wer immer gewann. Der arme Raeuber wurde dann an einen Baum gefesselt und ausgefragt und – falls er nicht gleich mit der Sprache herauswollte – gefoltert. Was anfangs mit Kitzeln begann, endete mit Ohrfeigen, die auch schon mal ganz schoen weh tun konnten. Meine Phantasie wurde dadurch jedoch aufs heftigste angefackelt und ich erzaehlte dem „Gendarm" die unmoeglichsten Stories, was diesem auch eine ganze Zeit lang gefiel. Immer wieder neue Geschichten musste ich mir ausdenken, was mir zum Glueck leicht fiel

Irgendwann wurde ihm das Raeuberspiel zu langweilig. Er sass da und schnitzte an einem langen Stock herum. Dann kam er mit der Vater-Sohn-Idee. Erziehung koennte mir sicher nicht schaden und ich, ein Sohn eines Knechtes, wuerde von ihm bestimmt etwas lernen.

Er schaute mir kiebisch und ernst zugleich in die Augen.

Er verlangte absolute Folgsamkeit und Treue von mir. Dabei entwickelte er jedoch geradezu spitzfindige Ideen. Schon ein ansatzweises Zucken meiner Mundwinkel konnte als schelmisches Grinsen ausgelegt werden.

Die Konsequenzen fuer mich lagen auf der Hand: Pruegel.

Es machte ihm Spass rittlings auf mir zu sitzen nachdem ich mich mit ihm muede gerangelt hatte. Mit seinen Knien sass er auf meinen Oberarmen und rutschte langsam hin und her. Ich konnte nichts dagegen machen, ausser, dass es langfristig bewirkte, dass ich kraeftigerer Oberarme bekam. Aber die Zeit bis dahin war sehr schmerzhaft. Er liebte es, mich in die Wangen zu kneifen, die Ohren zu zwirbeln und mit gezielten Klatschern meine Wangen knallrot zu faerben. Dieses „Spiel" konnte sich – fuer mein Zeitgefuehl – stundenlang hinziehen. Waehrenddessen musste ich ihm alles erzaehlen, was ich erlebt hatte oder dachte. Gefiel es ihm, streichelte er mir durch die Haare, gefiel es ihm nicht fuehlte ich seine grosse Hand im Gesicht oder seine Faust auf den Oberarmen.

Als wir aelter wurden, wollte er immer oefter Vater und Sohn mit mir spielen, natuerlich mit allen Konsequenzen. Ich kann leider nicht ganz leugnen, dass diese Spielereien begannen mir eine - zwar angstvolle – trotzdem aber eine gewisse Freude zu machen. Ganz schnell kam er auf den Trichter, dass gewisse Unfolgsamkeiten von mir ihm gegenueber, auf dieser Ebene abgehandelt werden konnten und nicht ueber seinen Vater zu meinem Vater getragen werden brauchte. Das ganze verlangte natuerlich von mir eine gewisse Schweigsamkeit gegenueber meinen Eltern.

Da ich ihm ja ohnehin in allem Recht geben und auf alle seine Vorschlaege eingehen musste, blieb mir im Grunde gar nichts anderes uebrig.

Dann war es soweit. Wir schlenderten mal wieder in Richtung der Jagdhuette von Siskos Vater. Er war schon mehrmals mit mir dort gewesen. Sie lag ungefaehr eine Stunde Fussmarsch von unserem Dorf entfernt mitten im Wald und war meistens verlassen.

Wir sassen nicht unweit der Huette auf einer Wiese, als er mir etwas zoegernd eroeffnete, dass ich heute den Hintern voll bekommen wuerde. Schliesslich gehoert das zu einem richtigen Vater-Sohn-Verhaeltnis dazu. Ausserdem haette ich mir dies und jenes in der letzten Zeit geleistet und das koenne er nicht mehr durchgehen lassen.

Ich sehe die Situation noch genau vor mir. Er sass mit seiner neuen kurzen Lederhose mit angewinkelten Knien vor mir. Ich lag neben ihm im Gras in meiner uralten, viel zu engen und speckigen Lederhose und kaute an einem Grashalm. Seine Statur hatte es mir schon lange angetan, die kraeftigen Oberschenkel und Waden, die ich trotz aller Furcht vor ihm heimlich bewunderte. Die Lederhose sass ihm gut. Sein kariertes Oberhemd betonte seinen kraeftigen Oberkoerper mit den kraeftigen Oberarmen und hatte eine furchteinfloessende Wirkung auf mich. Irgendwie gefiel er mir, irgendwie auch nicht.

Im Geheimen hatte ich mir schon ein paar Mal „gewuenscht" mit meinem Kopf zwischen seinen Oberschenkeln zu stecken, was auch schon ein paar Mal im Spiel geschah. Ich kriegte naemlich hin und wieder mal einen Klaps auf den Hintern. Aber was er mir hier eroeffnete ....

Er klang recht selbstsicher und wie immer durfte ich ja nicht widersprechen. Ich war auch gar nicht in der Lage, denn schon der Gedanke „Hinternvoll" hinterliess bei mir ein leicht flaues Gefuehl.

Vater benutzte immer eine Klopfpeitsche, die neben dem Kamin hing. Mutter bevorzugte den Teppichklopfer. Bei fuenf Jungen im Haushalt gehoerte so etwas in jede gute Stube und beide Dinge setzten nie Staub an.

Aber hier wollte mich ein nur etwas aelterer Junge verhauen. Zugegeben, ich hatte es mir schon einmal insgeheim gewuenscht, aber wenn dann die reale Situation da war, dann war es doch etwas anderes.

Trotz dem Gehorsam, dem ich ihm seitens meiner Eltern schuldig war und den er auch durchsetzte und trotz allem Unangenehmen mit ihm, hatte ich ihn irgendwie gern gewonnen. Es gab da noch eine andere Seite. Er beschuetzte mich auch wie sein Kleinod, wenn andere Jungs etwas von mir wollten.

Sogar vor der Klopfpeitsche meines Vaters hatte er mich mehrmals „gerettet", wenn er mich spaeter als erlaubt Zuhause ablieferte.

„Du bekommst aber einen richtigen Hinternvoll und keinen Spielkram.", hoerte ich ihn jetzt wieder im Hintergrund – fuer mich war es wie im Traum - sagen.

„Und wenn ich erst einmal angefangen habe, gibt es kein zurueck."

Als ob ich mir das aussuchen konnte!

Ich schluckte.

Dass er mir hier eine Gelegenheit gab, dem „Spielchen" eine andere Richtung zu geben, begriff ich erst Jahre spaeter. So gab ich mich ihm mehr zitternd als freuend hin.

Sein Gesicht wurde ploetzlich ernst. Er stand auf, ergriff mich am Nacken und fuehrte mich zur Huette, schloss auf und wir gingen in den dunklen Raum hinein. Hinter sich schloss er die Tuer ab und zuendete eine Kerze an.

„Runter mit der Hose!"

Der Befehl kam ploetzlich und bestimmend. Zitternd streifte ich die enge Lederhose herunter.

„Ganz ausziehen!"

Nur in meiner alten, mit vielen Flicken uebersaeten Unterhose stand ich vor ihm. Er laechelte veraechtlich, als er sie sah. Doch dann schob er mich grob in eine Art Abstellkammer und schloss hinter mir ab.

Der Raum war stockdunkel. Ich tastete vorsichtig den kleinen Raum ab und fand eine Bank auf die ich mich setzte. Draussen hoerte ich, wie wohl Moebel verschoben und Fensterlaeden geoeffnet wurden.

Zitternd sass ich auf der Bank und starrte in Richtung Tuer. Es schien eine Ewigkeit zu dauern. Tausend Gedanken schossen mir durch den Kopf. Wie wuerde er mich verhauen und womit? Wird er es tatsaechlich tun?

Ich wurde immer kleiner. Der Grund fuer diese Haue war zweitrangig, das merkte ich auch. Trotz aller Furcht war es spannend. Ich betastete gerade meinen Po, als die Tuer lautlos geoeffnet wurde.

Obwohl er in Wirklichkeit nicht viel groesser war als ich, kam er mir jetzt doch riesig vor. Ich musste herauskommen. Er zeigte mit seinem Finger auf einen Punkt vor ihm. Dort musste ich mich hinstellen. Dann musste ich mich buecken, so tief bis meine Nase kurz vor seinen kraeftigen Knien war. Wie erwartet oder erhofft, nahm er meinen Kopf zwischen seine Oberschenkel und bog mir die Arme auf den Ruecken. Dann fing er an zu hauen.

Mannomann, was hatte der Junge fuer eine Handschrift. Wenn andere Jungen aus der Schule mich mal auf diese Art verdroschen, tat es fast gar nicht weh. Aber hier! Nach dem zweiten Hieb fing ich an zu betteln und zu schreien. Ich machte mich ganz rund, was ihn aber nicht daran hinderte weiter zu hauen. Er hatte mich erstaunlich fest im Griff. Einerseits merkte ich eine gewisse Unsicherheit, die aber anderseits durch tatkraeftiges Handeln verschwand. Durch mein „Rundmachen" bot ich ihm nur den Hintern, den dafuer aber praechtig, dar (mit meinen Fuessen versuchte ich verzweifelt den seinigen immer naeher zu kommen, damit er nicht soviel Angriffsflaeche haette).

„Na warte".

Ich hoerte wie er einen Gegenstand vom Tisch nahm und dann prasselten ploetzlich Hiebe seitlich auf Po und Beine, die entsetzlich weh taten und mich zum Jaulen und heftigster Gegenwehr veranlassten. Er liess mich los. Ich fiel auf den Boden und sah zu ihm hoch. Er wirkte kurz ein wenig verunsichert, aber nur kurz. Stirnrunzelnd guckte er mich an, wurde aber sofort wieder Herr der Lage. In seiner rechten Hand sah ich einen Kochloeffel, mit dem er gerade wieder ausholen wollte. Vorher aber drehte er mich auf den Bauch, kniete sich auf meinen Ruecken und dann prasselten Hiebe auf meinen armen Po und Oberschenkel und er schien – gerade so richtig in Fahrt gekommen – nicht aufhoeren zu wollen. Ja, er schien richtig wuetend zu sein. Ich jedenfalls schrie und versuchte verzweifelt diesen Hieben zu entkommen, allerdings ohne Erfolg.

„Dir werde ich helfen!" rief er schrill.

Ich zappelte verzweifelt und es gelang mir, mich auf den Ruecken zu drehen. Mehrere Hiebe trafen so die Oberschenkel vorne und seitlich, so dass ich mich schleunigst wieder auf den Bauch drehte. Bis in die Kniekehlen konnte man noch am naechsten Tag blaue Flecke sehen.

„Warum haust du mich so!!" schrie ich verzweifelt „Lass mich in Ruhe! Ich hasse dich!"

Ich heulte jetzt Rotz und Wasser und flehte ihn instaendig an.

Irgendwann hoerte er auf.

Selbstsicher und mit hochrotem Kopf fuehrte er mich wieder in die Kammer und schloss zu. Ich hoerte wie er das Haus verliess.

Alleine in der Kammer fing ich wieder an zu heulen und meine Wunden zu lecken. Es dauerte lange bevor ich mich gefangen hatte. Es war schon spaeter Nachmittag, als er mich aus der Kammer herausholte.

„Eigentlich braeuchtest du es jede Woche. Wenn du mein richtiger Sohn waerest, .... ich wuerde dir schon Manieren beibringen, das kannst du mir glauben", kommentierte er auf dem Heimweg waehrend er laechelnd an mir herunter sah. Er amuesierte sich ueber manche vorsichtige Bewegung von mir und immer wenn ich mit der Hand an mein Hinterteil fasste, meinte er:

„Ick werde dich schon hinkriegen!"

Als waere nichts weiter gewesen schlenderte er mit mir nach Hause und lieferte mich mit einer geschickten Erklaerung Zuhause ab. Es war damals nichts ungewoehnliches, wenn Jungen mit zerschundenen Beinen herumliefen. In der Schule gab es Pruegel, von anderen Leuten konnte man Pruegel beziehen und ausserdem: Jungs im Wald mit kurzen Hosen, die herumtollen, da konnte es schon mal zu argen Schrammen kommen.

Zuhause erzaehlte ich natuerlich nichts und vermied es, dass irgend jemand darauf aufmerksam werden koennte. Frueh verzog ich mich in meinen Alkoven, draengte mich so an die Seite, dass meine beiden Brueder nicht mit meinem Po in Beruehrung kommen koennten. Vorsichtig befuehlte ich mein geschundenes Hinterteil und die Beine, die immer noch gluehten und weh taten. Richtig geschwollen waren sie und schluchzend schlief ich ein. Ich hatte ueberhaupt keine Lust auf eine Wiederholung und es dauerte ein paar Tage, bevor ich diesem Erlebnis fuer mich eine positive Seite abgewinnen konnte.

Dieses erste Mal war fuer lange Zeit die heftigste Abreibung. Es kam oefters mal vor, dass er so mit mir Vater und Sohn „spielte". Dann aber war es eher ein gespielter, exemplarischer Hinternvoll, der zwar auch weh tat, aber fuer mich ertraeglich war.

Fuer schlechte Schulnoten zum Beispiel bekam ich von meinem „Wahlvater" Haue. Leider war ich kein guter Schueler. Er liebte es geradezu, wenn er mich dann vorfuehren konnte. Mit heruntergelassenen Hosen musste ich ihm die schlechte Arbeit in der Jagdhuette uebergeben (und wehe mir, ich verheimlichte ihm eine schlechte Note!). Ich musste ihm den Grund fuer die miserable Arbeit nennen und um eine verdiente Strafe bitten, weil ich ein fauler Schueler war. Haeufig stellte er dann noch unangenehme Fragen, die sofort beantwortet werden mussten. Wie ein Lehrer stand er dann mit einem Stock vor mir und grinste, wenn er das Strafmass bestimmte. Er verlangte absolute Disziplin bei solchen „Aktionen". Wehe mir, wenn ich einem Hieb auswich oder die von ihm verlangte Position auch nur geringfuegig veraenderte. Sofort gab es eine Zusatzstrafe, zum Beispiel Hiebe mit dem Schullineal, welches er stibitzt hatte, auf die Handflaechen, Ohrfeigen, Eckestehen oder er fing von vorne an, wenn er fast am Ende war. Bei alledem entwickelte er eine unendliche Ideenvielfalt. Mal musste ich stehen, mit den Fingerspitzen an den Zehen, mal auf dem Tisch oder einem Stuhl knien, mal einfach gerade stehen bleiben oder mal ruecklings auf dem Tisch liegen, Beine hoch. Wenn er schlecht drauf war, konnte sich so eine Strafe schon einmal ueber eine Stunde oder laenger hinziehen, vor allem wenn er vorher noch Strafarbeiten fuer mich hatte oder ich eine Stunde kniend in der Ecke hocken musste (natuerlich auf Erbsen oder einem Holzscheit) und dann war es sehr unangenehm fuer mich.

Ich hatte den Eindruck, es machte ihm Spass, was wohl auch gar nicht so abwegig war. Schlimm wurde es immer fuer mich, wenn Sisko von seinem Vater am Tage zuvor oder am morgen Pruegel bekommen hatte. Dann tobte er sich an mir in der Jagdhuette aus. Die Gruende dafuer wurden mir gegenueber meist nicht eroertert. Ein Lachen an falscher Stelle konnte den Ausschlag geben, dass er mich windelweich drosch. Klar, ich wusste, wann es fuer mich soweit war. Man konnte seine Schreie, wenn sein Vater ihn im benachbarten Pferdestall verdrosch, gut bis zu uns hoeren. Zum Glueck kam es nicht sehr haeufig vor.

Sisko entwickelte im Laufe der Zeit eine Vorliebe fuer meine nackten Beine. Er liebte es, mich mit einem duennen Stock stundenlang zu peinigen und auszufragen. Wenn ich meine Hand dazwischen hielt, hatte ich selber Schuld, ebenso, wenn ich mich ins Gras fallen liess und der Stock Gelegenheit hatte die Fuesse „zu kitzeln", worauf er manchmal direkt scharf war. Wir Arbeiterjungen liefen ja alle barfuss herum und waren darum auch entsprechend abgehaertet. Trotzdem tat es sehr weh. Diese „Spielchen" machten mich wahnsinnig. Nur manchmal band er mich an einem Baum fest um mich ungestoert „behandeln" zu koennen. Ab und zu band er mir auch mal die Haende zusammen, aber meistens liess er mir freien Lauf. Dann jedoch langte er heftiger zu. Natuerlich versuchte ich mich zu schuetzen, rollte mich geschickt ins Gras, aber irgendeine Stelle lag doch immer gut erreichbar fuer ihn. Auch der Ruecken wurde nicht geschont. Wenn ich dann aus Wut oder Verzweiflung aufbegehrte, klatschte es heftiger, notfalls brachten mich ein Satz „heisse Ohren" wieder in die Ausgangsposition zurueck. Es endete meistens damit, dass ich ergeben vor ihm im Gras lag und mich nicht mehr wehrte. Dann hatte er keine Lust mehr. Als ich dies entdeckte, nahm ich mir vor, mich zusammenzureissen, wenn er mal wieder dieses Spiel mit mir machte. Es gelang mir aber nicht oft. Dazu kannte er die Stellen, die mir besonders weh taten, schon zu genau. Fuer mich sehr gemein war, dass er waehrend solcher Spielchen irgendwo zwischen belustigt und berechnend guckte und immer wusste, wie er mich „kriegen" konnte. Irgendwann kam er auch mal mit einer duennen Dressurpeitsche an, die hoechst gemein zog. Dann musste ich wie ein Pony am Seil im Kreis laufen.

Dies alles demuetigte mich natuerlich sehr, was er zu geniessen schien. Wenn es aber mal wieder den Arschvoll gab, dann ging es aehnlich zu wie beim ersten Mal.

Zum Glueck sahen wir uns nicht jeden Tag. Manchmal liess er mich tage-, ja wochenlang in Ruhe. Die Erntezeit war so eine Ruhezeit. Zwar mussten alle Kinder im Dorf mit bei der Ernte helfen und trotz aller Schufterei war es fuer mich Erholung, denn er konnte mir nichts tun, auch wenn er es gerne gewollt haette. Meine Eltern liessen uns Kinder nie aus den Augen und abends war selbst Sisko todmuede.

Trotz aller Pein und Angst vor ihm, war es fuer mich, ... ich weiss nicht wie ich es ausdruecken soll. Ich habe ihn nie verpfiffen.

Als wir ein paar Jahre spaeter in die Stadt zogen, war ich zunaechst erleichtert. Doch schon ein paar Wochen spaeter, fehlte mir etwas.

Als wir mit unserer Schulklasse ein paar Monate spaeter durch die Gegend der Jagdhuette wanderten, musste ich dort unbedingt mal kurz vorbeischauen.

Heimlich verliess ich die Gruppe und schlich mich in die Naehe der Huette. Schon von weitem sah ich, dass Sisko ein neues Opfer hatte. Er „spielte" mit einem Jungen, der deutlich juenger war als er. Er hatte den Bengel gerade zwischen seine Oberschenkel geklemmt und haute ihm auf die nackten Oberschenkel. Jedoch dauerte es nur kurz an. Dann spielte er mit ihm und schwups war er wieder ueber dem Jungen. Jetzt bekam er Backpfeifen.

Rex, der weisse Hofhund, war wie gewohnt dabei und lief um die Jungen bellend herum. Als Sisko mit dem Jungen fertig war, widmete er sich kurz dem Hund.

Ich muss zugeben, dass in mir unerhoerte Gefuehle aufstiegen. Als Sisko sich gerade erhob und dem Jungen einen Arm auf den Ruecken bog und auf die Huette zusteuerte, hoerte ich meinen Namen rufen. Im Geiste sah ich, was in der Huette gleich ablaufen wuerde.

„Hier bist du! Was machst du hier. Komm, alle waren auf dich!"

Ich wandte mich ab, sah gerade noch wie die Tuer der Huette zuklappte und liess dieses Kapitel meines Lebens hinter mir.

Vergessen habe ich ihn nie.

Heute wuenschte ich mir zurueck.

Ich habe ein paar halbherzige Versuche gemacht, diesen Sisko ausfindig zu machen, jedoch vergebens. Den Hof seines Vaters hat er jedenfalls nicht uebernommen und seine Eltern geben keine Auskunft an einen Arbeiterjungen.


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